Zehn Jahre lang dauerte es, bis der Stein in Rollen kam, doch die Mitglieder des Heimatvereins Bad Wünnenberg gaben nicht auf. Unermüdlich verhandelten sie mit Behörden, suchten Geldgeber und ließen sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen. Irgendwann zahlte sich ihre Hartnäckigkeit aus: Mit finanzieller Unterstützung und vor allem eigener Muskelkraft bauten sie das Wahrzeichen ihrer Stadt, den alten Wehrturm aus dem 13. Jahrhundert, wieder auf.
Wer am Fuße des mittelalterlichen Bauwerkes steht, kann sich kaum vorstellen, dass hier vor ein paar Jahren nur eine Ruine stand und der Turm eigentlich nagelneu ist. Das 20 Meter hohe Monument besteht nämlich aus genau den Steinen, die vor vielen hundert Jahren den Originalturm bildeten. An die alten Steine heranzukommen erwies sich als eine schwierige Aufgabe: Im Jahr 1725 hatte zum dritten Mal ein Großbrand die Stadt Wünnenberg zerstört, die Wohnhäuser lagen in Schutt und Asche. Die Menschen brauchten so dringend Material für ihre Häuser, dass ein Teil der Wehranlage für den Wiederaufbau freigegeben wurde. Für die Mitglieder des Heimatvereins Bad Wünnenberg bedeutete das knapp 300 Jahre später, dass sie das tonnenschwere Baumaterial aus den inzwischen wieder abgerissenen Häusern mühsam zusammentragen mussten.
Ein halbes Jahr lang schufteten sechs Rentner, darunter drei gelernte Maurer, ehrenamtlich bis zu 14 Stunden täglich, die Stadt schickte noch drei ABM-Kräfte zur Unterstützung. “Die Steine wogen teilweise zwei Zentner oder mehr. Alle zusammen waren gut 1.2000 Tonnen schwer”, erinnert sich Christoph Trapp, der als Ingenieur das Projekt betreute, an die Plackerei. Es galt, bis zu 2,40 Meter dicke Mauern aufzuschichten – und das auf acht Mal sieben Metern in Länge und Breite. Das ursprüngliche Mauerwerk reichte nicht ganz aus, den Turm originalgetreu wieder aufzubauen. Doch auch hier scheuten die Bad Wünnenberger keine Mühen und arbeiteten historisch korrekt. Sie schafften Material aus den Steinbrüchen der Umgebung heran und sorgten für eine gut sichtbare Trennung von altem und neuem Baustoff: “Durch Tonscherben haben wir die Ruine des Turms vom neuen Material optisch getrennt”, erläutert Trapp.
Beim Nachbau diente ein Stich aus dem Jahr 1657 als Vorlage. Darauf war auch das Schieferdach zu erkennen. Die Bad Wünnenberger bauten aus dem Holz von 67 Eichen den neun Tonnen schweren Dachstuhl nach und deckten ihn mit heimischem Schiefer. Rudolf Ebbers, ehemaliger Vorsitzender des Heimatvereins, ist stolz auf das “neue alte” Wahrzeichen der Stadt: “Der Turm ist ein Schmuckstück für uns Wünnenberger.” Im Inneren des Turmes ist mittlerweile eine Ausstellung über die Stadtgeschichte untergebracht. Außerdem finden regelmäßig Veranstaltungen im und um den Turm herum statt.
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