Beschreibung
Eine kaum zu überschauende Anzahl von Nationaldenkmälern, darunter auch das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica, wurde in der Zeit der ersten Vereinigung der deutschen Staaten im zweiten Kaiserreich von 1871-1918 errichtet.
Insbesondere nach dem Tode Kaiser Wilhelms des I. im März 1888 waren umfangreiche Pläne für Denkmäler des ersten Kaisers in vielen Publikationen Thema und der Abgeordnete Hösch schlug bereits im April desselben Jahres als Standort die Porta Westfalica vor.
Obwohl die Mindener Stadtverordnetenversammlung diesen Vorschlag sofort aufgriff, standen am 15. März 1889 im Provinziallandtag in Münster 11 Standorte zur Debatte - und schließlich wurde der Standort Porta Westfalica nach einem längeren Abstimmungsverfahren mit 43 zu 46 Stimmen angenommen.
Der Provinzial-Landtag von Westfalen stellte für den Bau 500.000 Goldmark zur Verfügung, 300.000 Mark wurden durch Spenden aufgebracht.
Das Denkmal wurde nach Entwürfen des damals bedeutendsten deutschen Denkmal-Künstlers, des Berliner Architekten Bruno Schmitz, gebaut, die Kaiserfigur wurde von dem Bildhauer Kaspar von Zumbusch aus Wien geschaffen, einem gebürtigen Westfalen.
Das Projekt konnte jedoch nicht wie geplant verwirklicht werden, da der Entwurf von Schmitz mit einer Kalkulation von weit über 1.000.000 Mark den geplanten Kostenrahmen von 800.000 Mark sprengte.
Dies führte mit dazu, das mit dem Bau erst im September 1892 begonnen wurde.
Am 18.10.1896 wurde das Denkmal im Beisein von Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Victoria mit einer Feier eingeweiht, an der zwischen 15.000 und 20.000 Menschen teilnahmen.
Dieses ungewöhnliche Ereignis war generalstabsmäßig von den beteiligten Behörden geplant und erforderte einen immensen Aufwand: Einladung der offiziellen Persönlichkeiten, Ausgabe von Tausenden persönlich ausgestellter Eintrittskarten, die Aufstellung der Teilnehmenden, wohlgeordnet nach Institutionen, Bürgerkompanien, Vereinen, Schulen und Beschäftigten der Unternehmen, Festlegen und Ausschmückung der Fahrtroute des Kaiserpaares, festliches Programm, Festessen für 370 Personen usw.
Das Denkmal besteht aus Porta-Sandstein, der aus einem Stollen im Wittekindsberg abgebaut wurde.
Der leicht zu bearbeitende Sandstein wurde für besonders fest und wasserundurchlässig gehalten und war wegen seiner ,Maserung`, die durch Erzeinschlüsse hervorgerufen wird, sehr beliebt.
Bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts wurde der Sandstein für den Bau von Burgen, Kirchen, Öffentlichen Gebäude und Grundmauern verwendet.
Anfang 1944 wurde der 150 Meter lange, 10 Meter breite und 20 Meter hohe Hohlraum des Stollens von KZ-Häftlingen zu einem Rüstungsbetrieb ausgebaut.
In vier Fabrikhallen mit einer Gesamtfläche von 5.320 Quadratmetern wurden in zwei Schichten Kugellager für Jagdflugzeuge von 30 deutschen Arbeitern und 120 überwiegend ukrainischen Zwangsarbeiterinnen - deren Schicht acht statt 12 Stunden dauerte und die in den Lagern unter völlig unzureichenden hygienischen Bedingungen untergebracht waren - produziert.
Das Rüstungswerk wurde im April 1946 auf Befehl des Alliierten Kontrollrats unter strengen Sicherheitsmaßnahmen gesprengt. War das Denkmal bereits 1945 durch Artilleriebeschuss stark beschädigt, so wurde nun durch die Explosion ein Teil der Ringterrasse weggerissen.
Seit über 100 Jahren hat der Kaiser-Wilhelm an der Porta, einst Nationaldenkmal, heute zum Wahrzeichen einer Region geworden, nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt.
Die als Bäderregion bekannte Gegend rund um die Porta Westfalica hatte schon im 19. Jahrhundert viele Gäste, die z.T. von weither anreisten.
Das Denkmal war für die Gäste ein beliebtes Ausflugsziel. Dies zog Investoren an, insbesondere im Bereich Gastronomie. So wurde der Grundstein für den Kaiserhof 1890 gelegt, der der Hauptsammelpunkt für Touristen wurde. Heute ist der Kaiserhof eher ein Tagungshotel, wird aber nach wie vor auch von Feriengästen genutzt.
Seit hundert Jahren bietet der Kiosk am Denkmal ein großes Angebot an Souvenirs, auf denen das Kaiser-Wilhelm-Denkmal abgebildet ist. War die Bahn im letzten Jahrhundert Hauptverkehrsmittel, um an die Westfälische Pforte zu gelangen, so kommen heute die meisten Besucherinnen und Besucher des Denkmals mit dem Auto.
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